NSA-Überwachung: Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Regin-Trojaner

Andreas Frischholz
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NSA-Überwachung: Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Regin-Trojaner
Bild: Thomas Kohler | CC BY 2.0

Die Bundesanwaltschaft soll nun doch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet haben, das die NSA und den britischen Partnerdienst GCHQ ins Visier nimmt, berichtet der Spiegel. Denn der Hintergrund ist der „Regin“-Trojaner, der auf dem Rechner von einer Referatsleiterin im Kanzleramt entdeckt wurde.

Konkret ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen „Unbekannt“. Doch der Vorwurf lautet „geheimdienstliche Agententätigkeit“ und IT-Experten schätzen es als sehr wahrscheinlich ein, dass Regin aus den Malware-Schmieden von der NSA und dem GCHQ stammt. So wurde im Rahmen der NSA-Enthüllungen ein Quellcode von einer Schadsoftware namens QWERTY veröffentlicht, den Kaspersky Labs als Keylogger-Modul von Regin identifizierte.

Wenn der Trojaner erst einmal auf dem System einer Zielperson eingeschleust wurde, kann der komplette Datenverkehr überwacht werden. Auf diese Weise sollen die Geheimdienste etwa im Jahr 2012 den belgischen Provider Belgacom infiltriert haben. Bereits 2011 soll der Trojaner für einen Cyber-Angriff auf Systeme der EU-Kommission genutzt worden sein. Und 2014 wurde Regin dann auf einem Privatrechner der Referatsleiterin des Kanzleramts entdeckt.

Bei diesem Ermittlungsverfahren würde es sich dann um das zweite handeln, das die Bundesanwaltschaft infolge der NSA-Enthüllungen aufgenommen hat. Das erste betraf die Handy-Spionage gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Allerdings wurden die offiziellen Ermittlungen im Juni dieses Jahres wieder eingestellt, weil die Behörde keine gerichtsfesten Beweise fand. Ähnlich sieht es mit der massenhaften Überwachung von deutschen Kommunikationsdaten durch die NSA und den GCHQ aus – nur, dass in diesem Fall nie offizielle Ermittlungen eingeleitet wurden, sondern es bei einem Prüfverfahren blieb.

Die Regin-Ermittlungen sollen allerdings bereits seit Jahresbeginn laufen. Das erklärte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft auf Anfrage des MDR. Konkrete Details wurden allerdings nicht genannt.

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