Frankreich: iPhone-12-Update beseitigt überschrittene Strahlen­grenzwerte

Update Andreas Frischholz
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Frankreich: iPhone-12-Update beseitigt überschrittene Strahlen­grenzwerte

Um übertroffene Strahlengrenzwerte beim iPhone 12 zu beseitigen, hat Apple ein Update für Frankreich entwickelt. Die französische Strahlenschutzbehörde ANFR teilt nun mit, dass es die Mängel beseitigt. Wenn Apple das Update ausspielt, ist damit der Verkauf des iPhones 12 in Frankreich wieder möglich.

iPhone-12-Rückruf vom Tisch

Überschritten wurden die Grenzwerte bei einem der SAR-Standards. Die Höchstwerte liegen bei 2 Watt/kg für Kopf und Rumpf sowie bei 4 Watt/kg für die Gliedmaßen. Bei Letzterem hatte das iPhone 12 in einer Testreihe der ANFR einen Wert von 5,74 Watt/kg erreicht, durch das Update beträgt dieser nun 3,94 Watt/kg.

Apple begründete den Befund mit einem spezifischen Testprotokoll der ANFR, da das Gerät bislang mehrfach weltweit zertifiziert worden ist und die Vorgaben stets eingehalten habe. Sicherheitsrisiken würden laut Apple nicht bestehen, was auch das Bundesamt für Strahlenschutz auf Anfrage von ComputerBase bestätigte. Man sieht zwar Nachbesserungsbedarf, mit einem SAR-Messwert von 5,74 Watt/kg wäre man aber noch deutlich von dem Bereich entfernt, ab dem mit einer thermischen Schädigung zu rechnen wäre.

Die Konsequenz des überschrittenen Grenzwerts war ein Verkaufsstopp für das iPhone 12 in Frankreich, den die ANFR ab dem 12. September verhängte. Apple musste die überschrittenen Grenzwerte zudem innerhalb einer bestimmten Frist beseitigen, ansonsten hätte sogar ein Rückruf gedroht.

Update wird voraussichtlich auch in Deutschland erscheinen

Perspektivisch ist damit zu rechnen, dass das Update auch in Deutschland erscheint. Die Bundesnetzagentur, die hierzulande für die Produktüberwachung zuständig ist, befindet sich bereits im Austausch mit der ANFR. Damit das Vorgehen in Frankreich europaweit gültig ist, muss die französische Behörde ein europäisches Verfahren einleiten – der Prozess wird damit also auf die EU-Ebene verlagert. Aufgrund von Einspruchsfristen dauert dies drei Monate.

Wie die Bundesnetzagentur letzte Woche gegenüber ComputerBase mitteilte, wolle die ANFR ein europäisches Verfahren einleiten, sofern das Update die Mängel beseitige. Da das der Fall ist, sollte nun also auch das EU-Verfahren in Gang gesetzt werden – und das Update in absehbarer Zeit in Deutschland erscheinen.

Update

Einhergehend mit dem Update hat Apple nun in einer Stellungnahme erklärt, wie es zu den überschrittenen Grenzwerten in Frankreich kam. Der Grund ist demnach die Funktion des iPhones, die die Nähe zum Körper erfasst. Mittels Sensoren kann das Gerät feststellen, ob es auf einer harten Oberfläche wie einem Tisch liegt oder sich in der Hand oder Tasche befindet.

Liegt das iPhone auf dem Tisch – und hat somit mehr Abstand zu einem Menschen –, wird die Sendeleistung leicht erhöht. Dieser Mechanismus sei international gründlich geprüft und als wirksam verifiziert worden, heißt es in der Mitteilung. Die etwas höhere Leistung würde daher nicht unter die SAR-Vorgaben fallen.

Bei dem von der französischen Behörde ANFR verwendeten Testprotokoll werde diese Funktion aber nicht berücksichtigt. „Daher stuft es diese geringfügige Leistungserhöhung als unzulässig ein, obwohl sie unproblematisch ist“, so Apple. Um die Vorgaben der ANFR zu erfüllen, wird mit dem Update nun die Funktion deaktiviert, die die Körperentfernung erfasst.

In Gebieten mit schwachem Mobilfunksignal könne die geänderte Sendeleistung der Antenne laut Apple zu einer etwas geringeren Mobilfunkleistung bei bestimmten Anwendungen abseits des Körpers führen. Die meisten Nutzer sollten aber nichts bemerken.