Hm, Kameraführung war schon in Wasteland 2 einer der ganz großen Schwachpunkte. Und das Interface auch kein Kracher. Den dritten habe ich noch nicht gespielt. Fand Teil 2 auch nicht "sehr gut", war halt für Genrefans wie mich ganz interessant und damit eine Kickstarter-Sensation (Wastland ZWEI!), die auch in einem brauchbaren Spiel mündete. Ich habs ganz gern gespielt. Vielleicht spiel ichs bald zehn Jahre später auch noch mal, um mit anderen Charakteren zu experimentieren. Aber ein richtig Hit wars nicht. Bei inXile generell gelegentlich kommts mir so vor, als wollten sie mit Budgets für einen kleinen Hingucker jedes Mal ein großes Epos zimmer. Das ist so, wie sich mit einer Handykamera, zwölf Statisten und einer Wasserpistole an einer Verfilmung des zweiten Weltkriegs zu versuchen. Bard's Tale IV baut zum Beispiel stark auf Rätsel. Beim ersten, zweiten, dritten Mal ist ein Rätsel noch interessant. Wenn es aber wieder und wieder wiederholt wird, ist es das nicht mehr. Ähnlich "Masse statt Klasse" steckte auch insbesondere in der zweiten Hälfte von Wasteland 2. Hätte man die Highlights genommen und komprimiert, wärs ein besseres Spiel gewesen. Aber Kohle sollte jetzt seit Microsoft kein so großes Problem mehr sein.
Die Meister darin sind aber Owlcat. Die strecken jedes ihrer Spiele mit u.a. jeder Menge Copypaste-Mobkämpfen (die Pathfinders auf jeden Fall). Und zwar solange, bis jeder ihrer Titel in Sachen Bildschirm-Sitzfleisch mindestens alle Genre-Klassiker toppt. Kriegen sie auch jedes Mal hin. Wrath Of The Righteous ist selbst für mich als Fan damit das erste Spiel der Sparte seit langer Zeit, das ich nach 80 Stunden (und drei Jahren im Save, mit Unterbrechungen), irgendwann einfach aufgegeben habe. Aber irgendwie müssen sie es ja hinkriegen, in gerade mal fünf Jahren drei gigantische ~80-100-Stunden-Kampagnen für eines der komplexesten Genres hinzukriegen. Dazu zahlreiche DLC, Enhanceds und auch noch Bugfixes und Balancing-Patches zu regeln. RPG-Entwicklung wie vom Fließband. Kriegt wahrscheinlich nicht umsonst niemand sonst hin.
Leider ermuntern RPG-Fans Entwickler ja, die Füllstoff-Schiene zu fahren. Abgesehen von Exoten wie Disco Elysium wird sofort jedes Spiel skeptisch beäugt, das nicht mindestens dreimal so lange dauert wie der Herr der Ringe in rückwärts gelesen. Das Original-Fallout hätte es heute schwer.
Als ob es an sich bereits ein Mehrwert wäre, wenn einem ein Spiel Tage an Lebenszeit aussaugt. Leider auch deshalb: Das Budget von neulich Baldur's Gate 3 hat: niemand auch nur näherungsweise. Um Ex-Obsidian Eric Fenstermaker zu zitieren: "
When you're on a budget, there's a zero-sum tradeoff between gameplay length and gameplay polish."
Aber: Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass extrem viele Neulinge ein Wasteland generell spielen.