News Glasfaserausbau: Telekom muss dünne Leerrohre für Konkurrenz freigeben

T1984 schrieb:
Du meinst aber sicher nicht so eine Meldung, oder?

"[Die Bundespost/Telekom] ist führend beim Einsatz der Glasfasertechnik, jenen superschnellen Lichtleitern, mit denen bald weltweit die Infobahnen errichtet werden. 80 000 Kilometer Glasfaserkabel, die alle deutschen Großstädte miteinander verbinden, wurden in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland verbuddelt.
[...]
Als erste Telefongesellschaft der Welt begann die Telekom bereits 1993, Glasfaserkabel direkt bis ins Haus zu legen."



Auch die Pläne und Vorgaben von Regierungen sind kein "Naturgesetz", sondern müssen sich dann der Realität stellen. Und vieles was Regierungen planen lässt sich am Ende nicht so umsetzen.

Ja, ich weiß Du beziehst Dich mit "Google mal" auf die seit ein paar Jahren weithin bekannte Tatsache dass 1981 die Regierung Schmidt einen Glasfaserausbau beschlossen hat. Damals übrigens mit dem Zusatz "sobald die technischen Voraussetzungen vorliegen". Man war sich also bewusst dass die Technik dafür noch nicht ganz bereit war, hoffte aber sicher dass sich das zeitnah ändern würde.

Damit war man damals nicht allein. Als nach dem Regierungswechsel die Kohl-Regierung erstmal ein Koax-Netz für Kabel-TV bauen wollte, wurde das viel kritisiert, und in alten SPIEGEL-Artikeln von Anfang der 80er Jahre finden sich die Bemerkungen dass man "neidisch" nach Frankreich schauen würde, und dass man sich in Japan "wundern würde".

Die Realität ist eben: nirgendwo auf der Welt wurden Glasfasernetz bis zu (privaten) Endkunden in den 80ern realisiert. Nicht in Frankreich, nicht in Japan oder sonst irgendwo. Japan gilt was "echte FTTH-Netze" anbetrifft als Vorreiter, zusammen mit Südkorea. Aber der Startschuss dafür viel eben erst nach 2000.

Ich finde das etwas abstrus: es wird immer betont wie inkompetent deutsche Politiker gerade in Bezug auf Technik und Digitalisierung sind, und wie oft Pläne von Politikern sich als unrealistisch erweisen. Aber dann wird eine Entscheidung einer Bundesregierung von 1981 ausgegraben, und diese soll dann beweisen dass die weltweite(!)Technikgeschichte ganz anders verlaufen wäre wenn in den 80ern in Deutschland nur andere Politiker an der Regierung gewesen wären.
Ergänzung ()


Wobei man sich klar machen sollte: das sind keine Werte zum "Internetausbau", sondern die Median-Werte der Speedtests von Speedtest.net. Die vollständige Liste findest Du monatsaktuell (immer zum 15. eines Monats aktualisiert) hier.

Die Geschwindigkeiten geben also nicht an was in den Ländern verfügbar ist, sondern sind reale Speedtests. Sie hängen also insbesondere davon ab was real gebucht wird, und diversen anderen Faktoren. Und die wenigsten buchen die maximal verfügbare Geschwindigkeit. Ebensowenig geht in diese Zahlen ein wenn in einem Land ein mehr oder weniger großer Anteil an Haushalten überhaupt kein Festnetzinternet nutzt (oder nutzen kann). Wer keinen Festnetz-Internetanschluss hat macht auch keine Festnetz-Speedtests.
Ergänzung ()


Das erste (mir bekannte) FTTH-Projekt bei dem die Telekom (als Netzbetreiber) das passive Glasfasernetz eines anderen Anbieters anmietet ist jetzt auch schon wieder 12 Jahre alt. Mittlerweile gibt es etliche weitere Projekte bei denen die Telekom "fremde Leitungen" anmietet, vor allem mit diversen Stadtwerken. Hier sind 19 Projekte gelistet. Auch bei FTTC mietet sich die Telekom seit etlichen Jahren in die Glasfasernetze anderer Anbieter ein, die regional FTTC ausgebaut haben
Doch, genau das meine ich wohl.
Diese Entscheidung hat damals dafür gesorgt das weiterhin auf Kupfer gesetzt wurde.
Südkorea hat schon Anfang 90er komplett den Startschuss für Glasfaser gelegt und per Regierungsprogramm alles umgebaut.
Man wusste ganz genau das Glasfaser die Zukunft ist und hat trotzdem an Kupfer fest gehalten.
Und das war eine bewusste politische Entscheidung der damaligen Regierung.
Und mir ist schon bewusst das es damals nicht bis ins Haus verlegt werden würde. Allerdings wäre schon mal die Infrastrukur da und man müsste nur auf den letzten Metern buddeln.
 
Bierliebhaber schrieb:
Wie soll denn ein Kabel, also nur ein passives lichtdurchlässiges Stück Leitung, dazu in der Lage sein, ein Signal auf Teilnehmer aufzuteilen? Wie soll das physikalisch möglich sein? Bitte erkläre es mir, dann kann ich in Zukunft ja die Frequenzweiche in meinen Lautsprechern weglassen und einfach alles mit dem Lautsprecherkabel regeln, wenn die schon Signale nach Teilnehmer, also in diesem Fall Chassis, aufteilen können...

Ich würde ja annehmen, dass man die volle Übertragungsgeschwindigkeit des Kabels nutzen kann, wenn man alleine dahinter sitzt...
Offensichtlich hast du dich bisher wenig mit Glasfaser und den Techniken drumrum beschäftigt.
Bierliebhaber schrieb:
Deine Seite sagt übrigens gar nichts über die Reichweiten der Kabel aus, hast du den Link denn selbst mal geöffnet? Es gibt so viele Seiten mit Tabellen, die die Reichweite auch quantitativ einordnen, warum nimmst du nicht eine von denen?

Hier z.B.:
https://www.ks-networks.de/lwl-lexikon.html
Jetzt habe ich dir extra eine Seite rausgesucht die auch erklärt warum sich die Reichweiten ja nach Fasertyp unterscheiden. Ich bedauere diese Zeit aufgewendet zu haben.
 
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Warum nicht einfach einen neutralen Betreiber beauftragen landesweit Open Access FTTH aufzubauen wo Anbieter Leistung einkaufen können zu gleichen Konditionen für alle. Funktioniert in anderen europäischen Ländern auch ganz gut. 🥺
 
Bierliebhaber schrieb:
Wie soll denn ein Kabel, also nur ein passives lichtdurchlässiges Stück Leitung, dazu in der Lage sein, ein Signal auf Teilnehmer aufzuteilen?

Ein Beispiel nennt sich GPON, wo mehrere Parteien auf einer Faser hängen. Die Signale sind entsprechend verschlüsselt, so dass nur der jeweilige ONT am Ende der Leitung das für sich eingehende Signal entschlüsselt.

Es ist keine seltenheit, dass bei sowas 32 und mehr auf einer Faser hängen und damit sowas geht, werden in der Regel Splitter dazwischen gehängt.
 
Zuletzt bearbeitet:
pjo schrieb:
Warum nicht einfach einen neutralen Betreiber beauftragen landesweit Open Access FTTH aufzubauen wo Anbieter Leistung einkaufen können zu gleichen Konditionen für alle. Funktioniert in anderen europäischen Ländern auch ganz gut. 🥺
Dann wird wieder "totaler Untergang", "Sozialismus", "Planwirtschaft" und "Kommunismus" von den üblichen Verdächtigen gerufen.
 
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bundi78 schrieb:
Was hat die Politik damit zu tun? Es ist doch mal wieder so, dass die liebe Wirtschaft sich gegenseitig behindert statt "für" Deutschland zu arbeiten. Als Folge muss die Politik die Spielregeln verdeutlichen, was wieder zu mehr "Bürokratie" führen wird und am Ende wieder alle jammern werden. Aber wer hat damit angefangen? Die Wirtschaft.
Nee die Politik weil sie nicht mitdenkt. Das die Wirtschaft sich gegenseitig blockiert ist in einer Marktwirtschaft logisches und korrekter Verhalten.

Als Unternehmen versuche ich natürlich alles um meiner Konkurrenz das Leben zur Hölle zu machen.
 
Weedlord schrieb:
Als Unternehmen versuche ich natürlich alles um meiner Konkurrenz das Leben zur Hölle zu machen.
Und das ist so wichtig und vorrangig, dass die Allgemeinheit die ein schnelles Netz will nur genervt wird?
 
Der links-grün versüffte Staatsfunk klärt auf:

 
foofoobar schrieb:
Falsch, zuwenig Kunden wollen Glas.
Weil bei den meisten auch der Strom aus der Steckdose kommt.
Ich wurde auch schon gefragt wie ich einen Router einrichten kann… der hat doch gar kein Display.
Die Leute würden auch Internet über einen Wollschnur nehmen, Hauptsache es funktioniert und kostet sie nichts extra.
 
Flossen_Gaming schrieb:
Ein Beispiel nennt sich GPON, wo mehrere Parteien auf einer Faser hängen. Die Signale sind entsprechend verschlüsselt, so dass nur der jeweilige ONT am Ende der Leitung das für sich eingehende Signal entschlüsselt.

Es ist keine seltenheit, dass bei sowas 32 und mehr auf einer Faser hängen und damit sowas geht, werden in der Regel Splitter dazwischen gehängt.
Mittlerweile ist Combo GPON / XGS-PON in einen Providersender.
Vodafone UK setzt hier auf 1:64 Splitting und typ. 40 Kunden, die bei GPON bleiben und 20 für XGS-PON mit nun 2,2 Gbps symmetrisch Privatkunden für unter 50€.
Die Technik für 1.000 Teilnehmer FFTH liegt bei grob 10.000€ - für alle 1.000 zusammen.
 
Im Osten ging es auch darum die Plattenbauten möglichst schnell mit Telefon zu versorgen.
Typischerweise hatte eine Platte 1-2 Aluminium-Doppeladern, damit der Blockwart Telefon hatte.

Diese Platten wurden vorrangig mit einer angepassten S2M für Alu-Strippen versorgt um damit damit für eine Platte ein vielfaches an Telefonanschlüssen bereitstellen zu können. Das ging einfach schneller als neue Strippen zu verbuddeln.
Ergänzung ()

RKCPU schrieb:
Mittlerweile ist Combo GPON / XGS-PON in einen Providersender.
Vodafone UK setzt hier auf 1:64 Splitting und typ. 40 Kunden, die bei GPON bleiben und 20 für XGS-PON mit nun 2,2 Gbps symmetrisch Privatkunden für unter 50€.
Die Technik für 1.000 Teilnehmer FFTH liegt bei grob 10.000€ - für alle 1.000 zusammen.
Gleich wird dir unser Glasfaserexperte hier im Thread erklären das das doch gar nicht geht.
 
foofoobar schrieb:
Die Konkurrenz hatte Jahrzehnte Zeit was eigenes zu schaffen.

Dann müsste/sollte auch jeder einzelne Stromanbieter seine eignen Kabel verlegen ;)
 
Das ist nicht verboten.
 
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Es macht keinen Sinn das jeder einzeln buddelt. Da erhöht sich der Baustellenaufwand und die Straßen sind statt 3 Monate dann 10 Jahre gesperrt. Das betrifft euch alle.

Stromkabel mehrfach zu legen hat überhaupt keinen Zweck, da ja der Zweck klar ist.
Was es braucht sind klare gesetzliche Vorgaben (wer darf nutzen und für wieviel), mehr nicht. An den Kosten darf sich gern auch die Kommune beteiligen, denn die will davon profitieren und füllt damit den Steuersäckel.
 
pacifico schrieb:
Die platten Parolen über neoliberale Politik kannst du gerne wider in die Mottenkiste zurück packen.

Die von dir angesprochenen Probleme und Projekte haben eines gemeinsam.

Der von dir so geliebte Staat macht seinen Job als als Auftraggeber und KontrollInstanz sehr schlecht.

1. Bei deinem oben genannten Beispiel hat der Staat sehr schlechte Konditionen ausgehandelt. Wer die Arbeit macht ist egal solange keine vernünftigen Vorgaben ausgehandelt werden.

2. Bei der Telekom, Bahnund der Post ist der Staat der größte Einzalaktionär. Desweiteren gibt es eine Behörde die das Geschäft dieser ehemaligen Staatsunternehmen kontrollieren soll.

Du siehst also das der Statt seinen Job bei der Auftragsvergabe und der Kontrolle seiner eigenen Unternehmen nicht gut macht.

Von daher ist nicht absehbar warum das besser funktionieren soll wenn Politiker diese Aufgaben wieder an den Staat übertragen sollen. Der Staat ist nichteinmal imstandei vernünftige Ausschreibungen und Verträge zu erstellen oder die Kontrolle seiner Unternehmen durchzuführen.

Das Problem ist eindeutig das der Staat einerseits Rendite von seinen ehemaligen Monopolfirmen kassiert und diese gleichzeitig kontrollieren soll. Hier liegt ein Intressenkonflikt vor der sich nicht dadurch lösen lässt das der Kontrolleuer ( also der Staat) diese Aufgaben selber erledigt. Der Hund bewacht die Wurst bereits jetzt!

That's it.
Du kennst also die Konditionen die ausgehandelt wurden? Du weißt dass es ein PPP Projekt mit klaren Meilensteinen war? Nein? Gut, merkt man.
 
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Fernando Vidal schrieb:
Doch, genau das meine ich wohl.
Hast Du das Zitat überhaupt gelesen, zu dem ich geschrieben habe dass das nicht die Aussage ist die Du meinst?
Das Zitat besagt dass Deutschland (Stand 1994) beim Einsatz der Glasfasertechnik führend sei, da die Bundespost seit Mitte der 80er die Städte mit zigtausend Kilometer Glasfaser verbinden hat. Und weil die Bundespost/Telekom (angeblich als erstes Telekommunikationsunternehmen der Welt) 1993 angefangen habe Glasfaser in Gebäude zu legen. Die berühmt-berüchtigten OPAL/HYTAS-Netze, die eine deutsche Besonderheit waren, weil Netze mit Glasfaser bis in die Gebäude damals eben im Allgemeinen noch nicht gebaut wurden.

Fernando Vidal schrieb:
Der zweite Link führt ja ein bisschen genauer aus was dieses Regierungsprogramm von Mitte der 90er beinhaltete:
Mittels des im März 1995 ins Leben gerufenen Regierungsprojektes „Korea Information Infra- structure“ (KII) sowie einer flankierenden Gesetzgebung sollte die IT-Infrastruktur des Landes ausgebaut werden. Nach elf Jahren wurde das Projekt, das ursprünglich bis 2010 laufen sollte, bereits Ende 2005 erfolgreich abgeschlossen (NCA 2006). Insgesamt investierte die koreanische Regierung im Rahmen von KII rund 800 Mio. US-Dollar, um 144 Städte mit einem optischen Übertragungsnetzwerk zu verbinden.

Es ging also erstmal um den Ausbau eines Glasfasernetzes zur Verbindung von Städten, so wie es die Bundespost seit Mitte der 80er aufgebaut hat. Da ist in den 90ern erstmal nicht viel anderes passiert wie in Deutschland auch.

Ja, Südkorea ist mit Japan auch Vorreiter bei FTTH. Das hatte ich auch schon geschrieben. 2008 nutzten laut dem von Dir verlinkten Bericht 12,2% der Haushalte in Südkorea FTTH. In Japan waren es 10,2%. Aber das ist eben eine Entwicklung der Zeit nach dem Jahr 2000.

Es ist unstrittig das Deutschland in Sachen FTTH ein Nachzügler ist. Aber das ist eben eine Entwicklung der letzten 25 Jahre. In den 80ern und 90ern ist in Deutschland in Sachen Glasfaser nicht weniger passiert als in anderen Ländern.

Im übrigen: der Rückstand in Deutschland besteht speziell in Bezug auf FTTB/H, nicht in Bezug auf das Vorhandensein von Glasfasernetzen allgemein. Seit gut 5 Jahren ist der Status Quo dass in Deutschland etwa 90% der Haushalte einen FTTC-Ausbau bekommen haben. Glasfaser liegt also bis zum Verteiler. Das ist mit ein wesentlicher Grund warum in Deutschland der Anteil der Haushalte, die nur besonders langsame Internetanschlüsse bekommen können (ADSL oder schlechter) im europäischen Vergleich besonders gering ist. In den meisten EU-Ländern ist der Anteil von "ADSL der schlechter" höher, besonders auf dem Land. Die haben zwar einen höheren Anteil von FTTB/H als Deutschland. Aber eben auch einen höheren Anteil an Ortschaften wo noch keine Glasfaser hin gelegt wurde, zumindest bis zum Verteiler.

Das ist ja das Problem vieler FTTH-Anbieter in Deutschland: ein Großteil der Haushalte fühlt sich ausreichend versorgt.
 
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bundi78 schrieb:
Was hat die Politik damit zu tun? Es ist doch mal wieder so, dass die liebe Wirtschaft sich gegenseitig behindert statt "für" Deutschland zu arbeiten. Als Folge muss die Politik die Spielregeln verdeutlichen, was wieder zu mehr "Bürokratie" führen wird und am Ende wieder alle jammern werden. Aber wer hat damit angefangen? Die Wirtschaft.
Jein, es wurde zumindest der Ausbau an die Telekom gegeben und die haben gegenüber allen anderen mehr Rechte zugesprochen bekommen.......Aus meiner Sicht hätte hier der Ausbau der Infrastrukur neutral ablaufen müssen! So hat die Telekom mal wieder die Hand über allem!
 
Polishdynamite schrieb:
Jein, es wurde zumindest der Ausbau an die Telekom gegeben und die haben gegenüber allen anderen mehr Rechte zugesprochen bekommen......
Von welchen der vielen Ausbauten die hier besprochen werden sprichst du?
Welche Rechte hat den die Telekom mehr bekommen?
 
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