[Hilfethread] Die Temperatur meines Ryzen schwankt extrem

Creeping.Death

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Symptome:
Nach der Erstinbetriebnahme eines neuen Zen 2-basierten Systems fällt sehr schnell die ständig wechselnde Lüfterdrehzahl des CPU-Kühlers/Radiators auf. Gleichzeitig erscheint die IDLE-Temperatur mit teils bis zu 50°C extrem hoch.

Ursachen:
Die Zen 2 CPUs werden in 7-nm-Prozesstechnologie gefertigt. Dadurch geben sie ihre Hitze über eine - im Vergleich zu älteren Architekturen - relativ kleine Fläche ab. Dies wiederum führt zu einem Hitzestau bei der Übertragung der Wärme an den Kühlkörper.
Im Hardwaremonitoring-Tool seiner Wahl sieht man - beispielsweise beim Start von prime95 oder CB20 - wie die Temperatur innerhalb einer Sekunde um bis zu 30°C nach oben schnellt. Bei kleineren Lasten, wie z.B. beim einfachen Websurfen sind die Sprünge zwar kleiner, aber noch immer sichtbar (teilweise auch bis zu 10-15°C).
Gerade im Teillastbetrieb, wo nur wenige Kerne gefordert werden, kommt erschwerend noch der "Boost" ins Spiel. Die CPU taktet dann einzelne Kerne in kürzester Zeit auf bis zu 4.6 GHz (je nach Modell). Da die CPU-Temperatur immer nur den heißesten Kern ausgibt ("Hot Spot"), führt dies zu einem rasanten Temperaturanstieg gefolgt von einem ebenfalls sehr schnellen Abkühlen. Genau das sind die Temperaturschwankungen, die einem bei falsch konfigurierter Lüfterkurve, das Leben zur Hölle machen.
Ist die Lüfterkurve für den CPU-Lüfter auf Standardeinstellung und der Kühler verhältnismäßig klein dimensioniert, dann hört man wie sich die Drehzahl des Lüfters ständig ändert.

Weitere Ursachen [ergänzt am 29.08.2020]:
Was viele User ebenfalls nicht auf dem Schirm haben ist, dass das Monitoring von Hardware-Sensoren selbst auch eine Last darstellt. So kann das Auslesen der Temperatur ("Polling") zu einer Erhöhung derselben führen. Gerade in den Anfangszeiten der Zen 2 CPUs war dies ein großes Problem. AMD selbst hat hierzu auf reddit ein interessantes Statement abgegeben.
Aber auch heute noch gibt es eine große Zahl an Tools, welche - ohne dass es dem Anwender bewusst wäre - die CPU (mehr oder weniger) unnötig unter Last setzen. Mein Vorzeigekandidat wäre hier Corsair iCUE, welchem ich sogar einen eigenen Thread gewidmet habe. Aber dies gilt auch für MSI Dragon Center, NZXT CAM, Asus AI Suite usw.
Selbst manche vermeintlich harmlose RGB-Steuerungssoftware lässt die VCore im IDLE ansteigen und hat damit einen Einfluss auf die CPU-Temperatur.
Was man auf jeden Fall vermeiden sollte, ist die parallele Nutzung solcher Tools. Also beispielsweise gleichzeitig HWiNFO, AIDA64 und Ryzen Master laufen lassen.

Lösungen:
Gegen die geringe Strukturbreite kann man erst mal gar nichts machen. Mit höheren Temperaturen (bei gleichem Kühler) als bei anderen CPUs muss man sich mehr oder weniger abfinden, aber man kann die Symptome abschwächen.

Gegen die Drehzahlschwankungen hilft ein einfacher Eingriff in die Lüfterkurve. Im BIOS als erstes das Temperaturintervall auf 3s einstellen. Dies nimmt dem Lüfter schon mal einen großen Teil seiner "Nervosität".
Dann zur Kurve (Beispiel):

bis 50°C40%
bis 70°C60%
bis 80°C70%
größer 80°C100%

Diese Werte hängen sehr stark vom Kühlkörper und dem/den Lüfter(n) ab. Letztendlich geht es darum, den Lüfter zumindest im "Normalbetrieb" (Surfen, Tippen, ...) nicht oder zumindest kaum zu hören.
Dies sollte der Bereich "<50°C" sein. Ab dann erhöht man die Drehzahl in beliebig vielen Schritten um dann bei 80°C endlich "Vollgas" zu geben. Wer eine sehr schwache Kühlung hat, kann natürlich sagen er akzeptiert höhere Temperaturen und gibt erst ab 85°C oder gar 90°C alles.

Was die Kühlung angeht, so gilt hier die alte Weisheit "Viel hilft viel". Mit einem Noctua NH-D15 habe ich mehr Spielraum bezüglich der Drehzahlen, als z.B. mit dem Boxed Kühler.

Was ebenfalls helfen kann, aber wenn man es übertreibt die Systemstabilität beeinträchtigt, ist das Undervolting der CPU um 50-100mV (0.05V...0.10V). Hier gibt es eigene Threads dazu im Forum.

Andere wiederum schwören darauf, den Takt zu fixieren, am Energiesparplan zu schrauben, ...das ist nicht mein Fall, aber deshalb muss es ja nicht verkehrt sein.

Noch immer unsicher?
Tut euch selbst und der Community den Gefallen und gebt folgende Informationen mit an:
  1. CPU
  2. Kühler
  3. Gehäuse + Belüftung
  4. IDLE-Temperatur: nur Ryzen Master offen, alle anderen Fenster geschlossen, "Flossen" von der Tastatur
  5. LOAD: prime95 small FFT AIDA64 (CPU, FPU, CACHE) (min. 15-30 min)
Update:
AIDA64 hat sich gegenüber prime95 als aussagekräftiger erwiesen.
 
Zuletzt bearbeitet: (Ergänzung der möglichen Ursachen)
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Creeping.Death schrieb:
@SV3N Wäre es sinnvoll diesen Thread "anzupinnen"?

Bin für solche Anfragen direkt an die Moderation und nicht an die Redaktion wenden. Die Jungs uns Mädels können dir da schneller weiterhelfen.

Liebe Grüße
Sven
 
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Ich bin/war von dem "Problem" betroffen. Mit der Lüfterkennlinie, wie du sie vorgeschlagen hast konnte ich dem ganzen etwas entgegenwirken. Leider sind bei meinem B350 Tomahawk im Beta Bios nur Hysterese-Zeiten von 0.7s (up) und 1s (down) möglich. Ich kann mit dem Ergebnis jetzt aber erst mal leben.
Ich hatte in einem anderen Thread gelesen, dass mit den Energiesparoptionen evtl. noch etwas möglich wäre. Hier kann ich leider nur das von Windows (Höchstleistung) nutzen, alle anderen kann ich nicht anwenden. Liegt das evtl. an einer Software, die installiert ist?

Folgendes Setup:

1. Ryzen 5 3600
2. Alpenföhn Ben Nevis Advanced
3. BeQuiet Silent Base 600 mit den beiden Standard Lüftern (kann gerade nicht genau sagen, welche es sind)
4. ca. 35°C, kurzfristig Sprünge auf 40°C
5. Prime 95 hab ich aktuell nicht installiert, bei Cinebench R20 komm ich auf max. 82°C mit Precision Boost aktiviert
 
Im Normalbetrieb dürfte die Drehzahl dann aber nur selten wechseln. Erst ab Temperaturen über 50°C. Fall Du häufiger "Spikes" knapp über 50°C hast, kannst Du den Punkt der ersten Drehzahlerhöhung auch von 50°C auf 55°C verschieben. Hier gilt es immer den besten Kompromiss für den Alltagsbetrieb zu finden.
Dass die Lüfter im CB20-Bench höher drehen, ist normal.
 
Ich habe aktuell den CPU Lüfter bis 60°C bei 50% laufen, was bisher total ausreichend ist (selten über 50°C). Das Hochdrehen unter Last ist ja nicht schlimm, nur sollte es halt nicht bei Office Anwendungen der Fall sein (außer ich habe größere Rechnungen in VBA am laufen).

Kannst du etwas zu dem Problem mit den Energiesparoptionen sagen? Wäre es nicht besser in den Ryzen Modi laufen zu lassen?
 
Der von AMD vorgesehene Weg ist es, den aktuellsten Chipsatztreiber zu aktualisieren und dann den "Ryzen balanced" Plan auszuwählen. So kann die CPU schnell hoch- und auch wieder heruntertakten.

Man kann auch den Windows-eigenen "Ausbalanciert"-Modus verwenden. Die CPU verhält sich dann nicht so "stressig", was der Kühlung zugute kommt. Man verschenkt damit aber etwas an Leistung. Wie viel hängt vom Einsatzzweck ab und ist wahrscheinlich nur in Grenzsituationen und Benchmarks spür-/messbar.

Ein Mitglied des Forums, hat sich sehr viel mit dem Thema Ryzen und Energiesparplan beschäftigt. Hier findest Du die zugehörigen Infos und auch angepasste Energiesparpläne zum testen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Creeping.Death
Vielen Dank fürs Verlinken meines Energiesparplan-Threads! :)

Die Reaktionsfreude der Lüftersteuerung zu mindern, ist bei Zen2 definitiv ein wichtiger Schritt. Leider gibt es da keine universellen Werte, weil bspw. MSI-Boards maximal 0,7 Sekunden beim Hochtouren und 1 Sekunde beim Heruntertouren zulassen.

Der erste Schritt - finde ich - sollte sein, der Zen2-CPU im normalen Betrieb die Stressigkeit zu nehmen, sodass sie nicht in jeder winzigen Situation geradezu ausflippt. Und das geht aktuell - ohne Instabilitäten und Garantieverlust durch manuelle Eigriffe in die Spannungsversorgung zu riskieren - m.W.n. nur mit Hilfe eines Energiesparplans. Der "Ausbalanciert"-Sparplan direkt von Windows ist dem "AMD Ryzen Balanced" sehr ähnlich, ist also genauso nervös, und mindert meiner Erfahrung nach nicht das stressige Verhalten, dafür aber minimal die Leistung.

Es kommen momentan de facto nur 2 mir bekannte Sparpläne überhaupt infrage, die die Nervosität abschalten bzw. mindern:
1. der Windows-Energiesparmodus oder
2. die aktuelle Version meines Sparplans.

Der Nachteil des Windows-Energiesparmodus ist ganz klar der deutliche Performance- und Responsivitätsverlust - in einigen Situationen wirkt es, als hätte man 10 Jahre alte Hardware verbaut. Den würde ich dementsprechend nur verwenden, wenn nix anderes hilft. Mein Sparplan versucht hingegen den Spagat zwischen dem Energiesparmodus und den High-Performance-Plänen.

Dann, als letzten Schritt, würde ich die Lüfterkurve anpassen. Aber auch hier gilt (wie Du richtig anmerkst), dass es praktisch keine universellen, sondern nur höchst individuelle Werte gibt, die stark von Raumtemperatur, Belüftungskonzept, Kühlern, Lüftern und neben technischen Notwendigkeiten auch von der persönlichen Vorstellung von "leise" und "(zu) warm" abhängen. Die einzigen feststehenden Werte sind die technischen. D.h. ab wann drosselt die CPU, ab wann schaltet sie ab und bei welchen Temperaturen boostet die CPU bis zu welcher Frequenz (also bspw: den vollen Boost-Takt gibt es nur bis 50 °C Kerntemperatur, darüber eine sukzessive "Drosselung" nach unten, bis dann ab 95 °C auch der Basistakt gedrosselt wird). An diesen Werten kann man dann die Lüfterkurve orientieren und sie an die vorherrschenden Bedingungen und eigenen Bedürfnisse anpassen.
 
1. R5 3600x
2. Be Quiet! Dark Rock Slim
3. Sharkoon TG4 mit 3 ezdiy-fab moonlight lüftern vorne und einem hinten. Zusätzlich hab ich heute wegen den hohen temps noch einen eingebaut für push-pull am cpu kühler
4. Habs über Hw monitor gemacht und um die 50 grad
5. Prime95 temps reiche ich morgen nach, aber unter last bei cod warzone und manchmal sogar bei cs:go, was mich echt wundert, obwohl es ja cpu lastig ist, bin ich fast permanent bei 80 bis 90 grad.
6. Aktuelle Lüfterkurve im Anhang
Hab eigentlich kein Problem damit, aber es ist halt unangenehm laut
 

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Machmalpiep schrieb:
1. R5 3600x
2. Be Quiet! Dark Rock Slim
3. Sharkoon TG4 mit 3 ezdiy-fab moonlight lüftern vorne und einem hinten. Zusätzlich hab ich heute wegen den hohen temps noch einen eingebaut für push-pull am cpu kühler
4. Habs über Hw monitor gemacht und um die 50 grad
5. Prime95 temps reiche ich morgen nach, aber unter last bei cod warzone und manchmal sogar bei cs:go, was mich echt wundert, obwohl es ja cpu lastig ist, bin ich fast permanent bei 80 bis 90 grad.
6. Aktuelle Lüfterkurve im Anhang
Hab eigentlich kein Problem damit, aber es ist halt unangenehm laut
Oder kann es auch die Wärmeleitpaste sein? Vtl hab ich ja zu wenig genommen. Möchte mir ein B550 holen und dazu dann auch gute paste kaufen und die ordentlich auftragen
 
Also entweder habe ich Deine Lüfterkurve komplett falsch interpretiert oder sie ist total daneben.
Dein CPU-Lüfter packt maximal 1500 rpm. Deine Kurve ist so konfiguriert, dass der Lüfter bei 56°C bereits mit 3500 rpm drehen soll (was er natürlich nicht kann). Das ist falsch, denn so hast Du schon bei niedrigeren Temperaturen die volle Drehzahl.
Ich kenne mich mit MSI Boards nicht aus, aber haben die nicht sowas wie eine Kalibrierungsfunktion, wo das Board die maximale Drehzahl des Lüfters ermittelt?
 
Also in der Übersicht wirds mit prozent angezeigt keine ahnung warum ich den bei 3500 hab
 

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Ja hab ich
 
Werden die Temperaturen wesentlich besser, wenn das PC-Gehäuse offen ist?
Wie hoch ist die aktuelle Raumtemperatur?
Wie schnell dreht denn der CPU-Lüfter wenn die CPU 50°C hat?
Wo bleibt die prime95-Temperatur (small FFT)?
Wie schnell dreht denn der CPU-Lüfter bei Messung der prime95-Temperatur?

Warum die ganzen Fragen?
Erst mal muss sicher gestellt werden, dass die Lüfterkurve nicht unsinnig eingestellt ist. Dann sollte sicher gestellt werden, dass der Airflow im Gehäuse passt (kein Hitzestau).
Mit prime95-Last kann man (zumindest ansatzweise) erkennen, ob der Kühler grundsätzlich richtig montiert ist (inkl. WLP).
 
10 grad weniger bei offenen gehäuse in fifa also von ca 74 auf 64 mit ca 20 grad Raumtemperatur
Ich weiß die geschwindigkeit vom lüfter bei 50 grad nich aber man hört ihn nicht
Prime95 mach ich jetzt
Ergänzung ()

Prime95 zeigt mir sogar wenn ich nur einen kern angebe an, dass ich mehr benutze als ich hab
 

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Also die 10°C Unterschied deuten schon mal darauf hin, dass die Belüftung Deines Gehäuses ziemlich schlecht ist.
Die Temperaturen und Lüfterdrehzahlen würde ich mit HWiNFO64 oder LibreHardwareMonitor auslesen.

Prime95 sollte beim Start etwas in der Art anzeigen:
prime95.png


Bei Dir sollte dann 12 oben eingetragen sein (6 Cores mit je zwei Threads).
Welche prime95 Version hast Du denn heruntergeladen?
 
Creeping.Death schrieb:
Also die 10°C Unterschied deuten schon mal darauf hin, dass die Belüftung Deines Gehäuses ziemlich schlecht ist.
Die Temperaturen und Lüfterdrehzahlen würde ich mit HWiNFO64 oder LibreHardwareMonitor auslesen.

Prime95 sollte beim Start etwas in der Art anzeigen:
Anhang anzeigen 928479

Bei Dir sollte dann 12 oben eingetragen sein (6 Cores mit je zwei Threads).
Welche prime95 Version hast Du denn heruntergeladen?
Hab V29.8, build 6 für windows 64 bit bei computerbase gedownloadet
 
Also ich hab mich am anfang im internet angemeldet statt direkt auf stresstest zu gehen. Vtl liegts daran?
 
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